Anne-Sophie Pic au Beau-Rivage Palace (Anne-Sophie Pic) - Lausanne
Was für ein Hotel! Das Exterieur stimmt schon mal positiv auf die kommenden Genüsse in Anne-Sophie Pic’s Outpost in Lausanne ein.Dass wir zu früh sind, muss an dieser Stelle eigentlich nicht mehr erwähnt werden. Und da es nun mal keine bessere Zeit für Champagner gibt als vormittags, genehmigen wir uns zuerst einen kleinen Kaffee, gefolgt von Champagner in der wirklich sehenswerten Bar des Beau-Rivage Palace. Mit Gosset und Roederer kann man kaum etwas falsch machen. Das Mittagessen kann kommen.
Wir bekommen einen Tisch an der Fensterfront mit (heute getrübtem) Blick auf den Lac Léman.
Im Gegensatz zur Deutschschweiz, wo die meisten Restaurants dieser Klasse eher modern gestaltet sind, ist auch das ASP @ BRP eher old-school. Teppichboden, pastellfarbene Wände. Passt schon und lässt auf Grosses hoffen.
Petit Maron, Loup De Mer, Erdnuss-Marshmallow
Ob man mit 3 Häppchen grössere Vorfreude erzeugen kann? Wir bezweifeln es. Um es bereits Vorweg zu nehmen, wir werden nicht enttäuscht.
LA BETTERAVE PLURIELLE
textures fondantes et crémeuses de betteraves jaunes et Chioggia au café Blue Mountain, acidulé d’épine-vinette
Immer noch viel zu selten werden vegetarische Gänge serviert. Falls jemand noch überzeugt werden muss, was ohne Fleisch und Fisch so möglich ist, dann gehört ihr/ihm dieses Gericht vorgesetzt. Die verschiedenen Beete mit ihren jeweils unverwechselbaren Aromen, ein Traum. Texturell wunderbar abwechslungsreich. Und als Krönung die delikaten Düfte des Blue Mountain Kaffees. Ein absolut unstrittiger Nerdmacher.
LA SAINT-JACQUES DE NORMANDIE
juste saisie, tombée de jeunes pousses, bouillon végétal au cresson de fontaine et gingembre citron bergamote
3 Prachtexemplare von saftigen, süssen Jakobsmuscheln, kurz auf dem Grill angebraten, liegen nun vor uns. Angerichtet in einer grünen Bouillon, welche auch “grün” schmeckt. Mit ihren vegetabilen, leicht bitteren Aromen ein idealer Kontrapunkt zu den Muscheln. Im Hintergrund eine leichte und erfrischende Zitrusaromatik. Ein klasse Gang.
LE SAINT-PIERRE DE PETITS BATEAUX
cuit à la vapeur douce d’algue wakamé, crémeux de chou-fleur, émulsion aromatisée à la fleur de jasmin
Hatten wir nicht erst gestern Abend den vermeintlich besten Saint-Pierre unseres bisherigen FoodNerd-Daseins gegessen? Ja, hatten wir. Nun, dieser hier steht dem bisherigen Platz 1 in nichts nach. Im Gegenteil. Der Fisch von grandioser Qualität. Die Blumenkohlcrème so gut wie sie nur sein kann. Dazu die mit Jasmin aromatisierte Emulsion, welche das Gericht im Mund geschmacklich explodieren lässt. Schon wieder ein Nerdmacher? Oh ja!
LE LAPIN REX DU POITU
confit entier, fine farce au lard de Colonnata, gnocchi de pomme de terre et légumes de saison, jus perlé
An dieser Stelle müssen wir mal ein Extralob an die Küche schicken. Selten haben wir so schön arrangierte Teller serviert bekommen. Sehr elegant und “simpel” präsentierte Gerichte, die neben unseren Gaumen auch unsere Augen erfreuen. Nun aber zum Hasen:
Hauptsächlich wegen des Hasens haben wir uns für dieses Menü entschieden. Und wir bereuen es nicht. Der Hase zergeht auf der Zunge. Das Gemüse keine Beilage sondern integraler Bestandteil des Gerichts. Wo kriegt man um diese Jahreszeit solch geschmacksintensives Gemüse her? Die Gnocchi mit die fluffigsten die wir jemals gegessen haben. Die Sauce, ein Traum. Ein perfektes Gericht? Ja. Ein Nerdmacher? Absolut!
LES FROMAGES FRAIS ET AFFINÉS
Gestern mussten wir auf den Käse notgedrungen noch verzichten. Heute nicht. Die Auswahl überlassen wir dem sehr kundigen Maître. Die Möglichkeiten sind zahlreich, das Käsebrett eine Wucht. Auf Sonderempfehlung nehmen wir noch einen Vacherin Mont d’Or, der sich, laut Maître, im Idealzustand befindet, im Extrateller dazu. Die Käse allesamt genau richtig. Und wie versprochen ist der Vacherin so gut, dass er auf alle anderen noch mal eins drauf setzt. Wir könnten nicht glücklicher sein.
LE BABA AU CHAMPAGNE
coing confit aux baies roses, crème légère au Champagne et pamplemousse
Leider sind wir bereits beim Schluss des Menus angelangt. Trotz der Baba ein erstaunlich leichtes Dessert. Die Champagnercrème mit Pampelmuse sorgt hier für den benötigten Säurepart. Ein tolles Dessert
Was Chefkoch Guillaume Raineix hier im Namen von Anne-Sophie Pic auftischen lässt, begeistert uns von A-Z. Vor ein paar Stunden verliessen wir freudentrunken das Restaurant von Benoît Violier, an seinen Auszeichnungen gemessen einer der beiden besten Köche der Schweiz. Wir müssen konstatieren, die Küche hier bei Anne-Sophie Pic hat uns noch mehr überzeugt als der gestrige Abend. Eine absolut unstrittige Empfehlung, eine Reise wert und somit muss ein dritter Stern und ein 19. Punkt her. Eines der besten FoodNerd-Erlebnisse unseres bisherigen Lebens.