The NoMad (Daniel Humm) - New York City
Das NoMad ist Daniel Humm's zweites New Yorker Restaurant. Es ist beherbergt im Hotel gleichen Namens am Broadway in NYC. Die Hotelfassade gibt sich, wie die gesamte Nachbarschaft, äusserlich eher bescheiden. Sobald ich die schöne und massive Glastür durchschreite, schwappt mir eine authentische Freundlichkeit entgegen und ich erfreue mich der sehr lebhafteten und ziemlich lauten Atmosphäre. Schon jetzt ein Haus nach meinem Geschmack. Das NoMad Restaurant befindet sich direkt neben der Lobby und ist in drei Esssäle unterteilt. Unser Tisch befindet sich im "Atrium". Es ist am Publikum eindeutig zu erkennen, dass heute Muttertag ist. Viele Töchter und Söhne sitzen zusammen mit ihren Müttern an den Tischen. Sehr schön, denn auch ich führe meine Mutter heute hierhin aus. Und wir beide erwarten ein grossartiges und unkompliziertes Mahl.
Aufgrund des Festtages, ist das Menu etwas eingeschränkt. Es wird ein Muttertagsmenu in 4 Gängen offeriert. Immerhin gibt es eine Auswahl von zwei verschiedenen Gerichten pro Gang. Ich möchte gerne so viele verschiedene Kreationen wir möglich probieren. Deshalb bestellen wir bei den Vorspeisen jeweils beide möglichen Optionen. Nach erstaunlich kurzer Wartezeit geht es bereits los. Snow Pea Chiffonade with Pecorino, Pancetta & Mint ist wie der Frühling auf einem Teller komprimiert. Die Zuckerschoten sind ultrafrisch und fast schon unwirklich crunchy. Dazu gesellt sich eine willkommene Prise Salzigkeit und etwas Fett vom Pecorino und dem Pancetta. Die Minze rundet das Gericht mit ihrer ätherischen Frische ideal ab. Einfach lecker. Spring Garlic Velouté with Fava Beans, Ricotta & Ham erfreut zuerstmal den Gaumen durch die reichhaltige und cremige Velouté. Der Frühlingsknoblauch ist mild im Geschmack und hat eine leichte Süsse. Die Fava Bohnen bringen eine willkommene texturelle Abwechslung und etwas "grüne" Frische in die Suppe. Ohne die Bohnen wäre sie in Kombination mit dem Schinken und dem Ricotta vielleicht einen Tick zu schwer ausgefallen. Aber hier ist alles sehr durchdacht und klug ausgearbeitet. Ein wunderbares Gericht. Die zweiten Vorspeisen folgen nun. Tagliatelle, King Crab, Meyer Lemon & Black Pepper ist eines der besten Pastagerichte, die ich jemals gegessen habe. Die Tagliatelle sind schlichtweg perfekt. Konsistenz, Biss, Geschmack, alles stimmt. Das ausgelöste Fleisch der Königskrabbe ist süss, schmeckt nach Meer und wird durch die Zitrone optimal akzentuiert. Und dieser Pfeffer! Ich kann mich nicht erinnern, jemals so einen guten Pfeffer gegessen zu haben. Leider vergesse ich zu fragen, um was für einen Pfeffer es sich handelt. Die Grossartigkeit reisst nicht ab. Es folgt Carrots Slow-Roasted with Wheatberries, Crispy Duck Skin & Cumin. Dass Karotten aus Upstate New York so einen grossartigen Geschmack besitzen, habe ich nicht für möglich gehalten. Die Zubereitung spielt hier natürlich zusätzlich zur Qualität der Karotten auch eine grosse Rolle. Das Wurzelgemüse wird zusammen mit Entenfett in eine Bratpfanne gegeben und dann für ca. 2 Stunden bei 120 Grad im Ofen konfiert. Danach werden die Karotten auf dem Herd zusammen mit Knoblauch, Thymian und Rosmarin golden gebraten. Die Textur ist hochinteressant und erinnert an sehr zart geschmorte Geflügelbrust. Herausragend! Dazu gibt es knusprig-salzige Entenhaut und eine Art Weizensalat mit erfrischendem Zitronendressing und etwas Kümmelöl. Einfach nur wundervoll. Purer Genuss. Und mal wieder der Beweis: "Simplicity is not simple". Chicken Whole-Roasted for two: Foie Gras, Black Truffle, Brioche ist aufgrund des Muttertags leider nicht verfügbar. Auf dieses Gericht hatte ich mich im Vorfeld eigentlich bereits festgelegt, da ich ein ähnliches Gericht von Herrn Humm bereits einmal gegessen habe, als er noch im Restaurant "Zum Gupf" in Rehetobel (Schweiz) gekocht hat. Glücklicherweise ist eines der zur Auswahl stehenden Hauptgerichte heute Chicken breast with foie gras, black truffle and brioche. Quasi die Light-Version des ganzen Geflügels. Vielleicht wurde das Federvieh, obwohl nur die gefüllte Brust serviert wird, trotzdem im Ganzen im Ofen gebacken. Es schmeckt jedenfalls so, als ob die Brust bei der Zubereitung noch am Knochen war. Die Kombination aus Huhn, Foie Gras und Trüffeln verdient einen Eintrag ins Buch der Gastronomiehistorie. Und genau dieses Rezept sollte als Referenzrezept dienen. Wohlfühlessen allerhöchster Güteklasse. Ich möchte mehr, höre aber auf meinen nicht mehr allzu hungrigen Magen und warte geduldig auf das Dessert. Milk & Honey – Shortbread, Brittle & Ice Cream erinnert mich optisch aus irgendeinem Grund an Edelsteine. Auf den kleinen Edelsteinen aus Milch und Shortbread liegen 3 perfekt "gerollte" Eiscrème-Fässchen. Wie alle vorherigen Teller des Abends, ist auch dieser unheimlich hübsch angerichtet. Geschmacklich ist das Dessert für mich fast etwas zu süss. Jedoch immer noch sehr, sehr lecker. Die Texturen der einzelnen Komponenten sind sorgsam konstruiert und sorgen für Abwechslung im Mund. Alles in allem ein toller Abschluss eines exzellenten Menus.
Das NoMad ist für mich die Zukunft des Fine Dining. Sehr gutes Essen, tolle Musik, ungezwungene Atmosphäre, herzliches Personal, eine grandiose Bar. Was will man mehr? Ich komme wieder. (Zu diesem Zeitpunk ahne ich noch nicht, dass ich einige Tage später in David Chang's Shōtō ein weiteres prägendes Erlebnis dieser Art haben werde).
The NoMad Hotel
1170 Broadway & 28th Street
New York, NY 10001
+1 347 472 5619
Website