Schulhus (Gabi Strahammer) - Krumbach

Auf meinem Weg in die Allgäuer Alpen möchte ich einen Zwischenhalt einlegen. Dieser soll natürlich mit gutem Essen versüsst werden. Da der Guide Michelin sich vor einigen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen aus Österreich verabschiedet hat (abgesehen von den im "Main Cities of Europe" Guide vertretenen Städten Wien und Salzburg), stütze ich mich auf die hier gängigen Führer Gault Millau und Falstaff, um ein anständiges Restaurant zu finden. Unweit von meinem Reiseziel werde ich fündig. Das Schulhus in Krumbach wird vom Gault Millau mit 16 Punkten (von 20 möglichen Punkten) und von Falstaff mit 91 Punkten (von 100 möglichen Punkten) bewertet. Das wäre übersetzt in Michelin-Sprache irgendwo zwischen Bib Gourmand und 1 Stern. Die Texte auf der Website des Restaurants und die Reviews der jeweiligen Guides stimmen mich positiv. Gemüse aus dem eigenen Garten sowie Schwein, Huhn und Lamm aus eigener Zucht. Saisonal, Regional, klingt vielversprechend. Das Restaurant ist an diesem Mittag mitten in den Sommerferien immerhin mit ein paar Gästen besetzt. Die Karte ist angenehm übersichtlich gestaltet. Nach kurzer Bedenkzeit entscheid ich mich für das Menu in 4 Gängen. Kurz nachdem meine Bestellung aufgenommen wurde, gehts auch schon los mit dem einzigen Amuse. Die Gurkensuppe ist klassisch erfrischend. Dezent gewürzt mit etwas Dill und Knoblauch. Es finden sich auch noch einige sehr feine Gurkenstückchen in der Suppe. Leider keine geschnitten Brunoise oder ähnliches, sondern Stücke, welche beim passieren wohl durchgeschlüpft sind. Das kann man gut und authentisch finden oder ein bisschen schluderig. Ich bin hin und her gerissen, tendiere aber zum schluderig. Die Weinkarte bietet einige gut gereifte österreichische Tropfen im Offenausschank. Eher ungewöhnlich, aber meine Neugier ist geweckt. Ich starte mit einem 09er Weissburgunder aus dem Weinviertel von Michael Martin, der mich nur bedingt überzeugt. Seis drum. Es folgt bereits der erste Gang des Menus. Bodenseefelchen, gegrillte Wassermelone, Couscous besticht durch die tolle Fischqualität. Sehr frisch, toller Eigengeschmack, perfekt gegart. Die gegrillte Wassermelone schmeckt "erdig". Ein bisschen Frische hätte ihr besser zu Gesicht gestanden. Das Couscous ist eigentlich nicht der Rede wert und etwas zu mächtig portioniert. Dasselbe gilt für Topfengnocchi, Sommergemüse, Parmesan. Die Topfengnocchi gefallen zwar zuerst mal durch den leicht säuerlichen Touch des Quarks, sind dann aber nach dem dritten, vierten Bissen doch nicht ganz so luftig, wie ich mir sie erhofft habe. Schade. Das Sommergemüse besteht aus getrockneten Tomaten und Zucchini. Von einem Restaurant, dass mit saisonalem Gemüse aus dem eigenen Garten wirbt, erwarte ich mitten im Juli eigentlich ein bisschen mehr als (zweifellos aromatische) halbgetrocknete Tomaten und relativ lasche Zucchini. Der Parmesan ist gut gereift und tröstet ein wenig darüber hinweg, dass dieser Teller eigentlich nach einer Sauce schreit. Ich bin, wohlgemerkt, kein Saucenfanatiker. Eher im Gegenteil. Aber hier sind die Produkte für mich einfach nicht gut genug, um für sich zu bestehen. Plus ist das Ganze ein wenig trocken. Nun folgt als Hauptgang Kalbsschnitzel mit Schwammerl. Die Optik weckt bei mir keine Hoffnung auf Grossartiges. Es schmeckt dann aber immerhin besser als es aussieht. Das Fleisch ist annehmbar zart, die Sauce jedoch etwas gar dünn (geschmacklich ist sie in Ordnung) und die wohl ersten Eierschwammerl der Saison sind eher fad und wässerig. Kurzum, ich habe mir mejr erhofft. Zum Abschluss gibts noch gebackene Marillen mit Schokolade. Die Marillen haben einen wunderbaren Geschmack. Dass sie erhitzt sind und unter einem Teig mit Schokolade liegen, macht für mich angesichts der tollen Qualität der Frucht irgendwie keinen Sinn. Das à part gereichte Rosmarinsorbet ist ausgezeichnet und bietet einen notwendigen Gegenpunkt zum schweren Marillen-Auflauf. Zusätzlich gibt es noch ein Stückchen Marillen-Cake, der mir etwas zu süss ist.

Ich weiss nicht so recht, was ich vom Schulhus halten soll. Doch, eigentlich weiss ich es schon. Gabi Strahammer kocht anständige und bodenständige Gerichte, die handwerklich ziemlich einwandfrei umgesetzt sind. Was ich hingegen wirklich nicht weiss, ist, was ich von den Bewertungen des Gault Millau und des Falstaff halten soll. 16 Punkte im Gault Millau bedeuten gemäss Definition einen "Hohen Grad an Kochkunst, Kreativität und Qualität". Dem soeben verspiesenen Menu mehr als gute Qualität zu attestieren, ist für mich komplett unverständlich. Mit Kochkunst und Kreativität hatte das alles wenig bis gar nichts zu tun. 47 von 50 möglichen Punkten für das Essen im Falstaff Guide und somit 3 Punkte unter der Höchstpunktzahl? Ich glaube eher nicht. Wie müssen sich Restaurants wie das grandiose Steirereck in Wien, das Landhaus Bacher in Mautern oder Johanna Maier im Hubertus in Filzmoos, die allesamt nur zwei oder drei Punkte mehr für Ihre Kochkünste erhalten, dabei vorkommen? Diese Restaurants servieren im Vergleich zum Schulhus Essen aus einer anderen Dimension! Ich möchte diese Ausführungen keinesfalls als Kritik an Frau Strahammer und dem Schulhus verstanden wissen. Hier wird solide und schmackhaft gekocht. Es zeigt sich jedoch einmal mehr, dass auf die Guides und deren Tester leider nicht immer Verlass ist. Schade...

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Restaurant s'Schulhus
Glatzegg 58
6942 Krumbach
Österreich
+43 (0)5513 8389
Website